Die violette Stunde
Als Cassandras Vater einen Tag vor seinem 80. Geburtstag tödlich verunglückt, treffen sich Cassandra und ihr Exmann Abe acht Jahre nach der Trennung erstmals wieder. Auf einer Bootsfahrt mit Cassandra und der 12-jährigen Tochter Lizzy war Abe damals im Streit mit Cassandra, die ihn erneut betrogen hatte, über Bord gesprungen - und nur noch zu Lizzy hatten beide Eltern von da an Kontakt. Erst jetzt beginnen sie, ihr damaliges rücksichtsloses Verhalten dem anderen gegenüber als Grund für ihr späteres Unglück zu erkennen. Cassandras Seitensprung sorgte dafür, dass sie den Mann verlor, den sie liebte. Abes Karriere ließ ihn seine Frau vernachlässigen. Mit Vor- und Rückgriffen, inneren Monologen und Dialogen beschreibt Hill feinfühlig die innere Zerrissenheit ihrer Figuren, die ihre eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf ihre Partner durchsetzen und dadurch sich selbst verlieren und unglücklich werden. Dieser Roman beschreibt eindrucksvoll und ohne zu werten den Zerfall einer Kleinfamilie, dessen Ursache die Autorin im persönlichen Ehrgeiz der Figuren sieht. (Übers.: Sabine Hübner)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die violette Stunde
Katherine Hill
Ullstein (2014)
461 S.
fest geb.