Das Judasbaumtor
Der griechischstämmige Kunstgeschichtler Teo ist vor Jahren aus seiner Heimat Türkei in die USA ausgewandert. Als ihn die Forschungen über das sagenumwobene byzantinische Judasbaumtor in seine Heimatstadt Istanbul zurückbringen, wird Teo bald von seiner eigene Vergangenheit eingeholt: Zu sehr erinnert er sich an die politischen Unruhen in den 70er-Jahren, an die Amouren seiner Mutter, an die Flucht seiner Familie. Und er begegnet drei anderen Personen, die auch mit ihrer Geschichte zu kämpfen haben: da ist die junge Derin, die den Mörder ihres Vaters finden möchte; die Journalistin Ülkü will sich endlich einer lange verdrängten Schuld stellen; und der junge Revolutionär Kerem Ali will mit seinen Aktivitäten den Tod seines Bruders rächen. - Ein faszinierender Roman, geschrieben in einem wunderbaren Erzählstil (gelungen auch die Übersetzung von Monika Demirel), in dem die Autorin anhand der vier Handlungsstränge die moderne türkische Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen großer Geschichte und problembeladener Moderne zeichnet. Baydar kennt sich aus, denn sie selber war als linke Dissidentin von der türkischen Militärregierung inhaftiert und lebte lange im Exil. Für diesen Roman bekam sie einen der bedeutendsten türkischen Literaturpreise. Für alle Bestände.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Judasbaumtor
Oya Baydar
Ullstein (2011)
475 S.
fest geb.