Der unvergessene Mantel
Julie blickt zurück auf ihr letztes Schuljahr in einer englischen Grundschule. In einem Mantel aus der Fundsachenkiste entdeckt sie alte Polaroidfotos, die ihr als Erinnerungsstütze dienen. Die Fotos zeigen mythische mongolische Landschaften, von denen Julie erst später erfahren hat, dass sie in ihrer Nähe inszeniert worden waren. Damals waren die Mongolenkinder Dschingis und Nergui in ihre Klasse gekommen und hatten in der Schule immer wieder witzige Kultur-Clash-Szenen ausgelöst. Von heute auf morgen war dann die ganze Familie verschwunden, weil sie keine Papiere hatte. Julie fühlt sich noch immer schuldig, weil sie die beiden damals gegen deren Willen zu ihrer Wohnung zurückgebracht hat. Kurz entschlossen stellt sie die Polaroids in Facebook ein und macht auf diese Weise die zwei mongolischen Freunde ausfindig. - Die Aufmachung des Buches ist ungewöhnlich: Der Text ist in Maschinenschrift auf liniertem Schulheftpapier gedruckt. Und dazwischen sind die Polaroidfotos, in Originalgröße und schief eingeklebt, abgebildet. Die Botschaft des Buches ist klar: Es soll Interesse geweckt werden für Menschen, die aus unterschiedlichen Kulturkreisen ins eigene Land kommen. Das ist in England sicherlich in größerem Maße der Fall als bei uns. Eine wachsende Aufgeschlossenheit gegenüber Kindern "mit Migrationshintergrund" kann allerdings auch deutschen Kindern nicht schaden. Gerne empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Der unvergessene Mantel
Frank Cottrell Boyce
Carlsen (2012)
106 S. : zahlr. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10