Im Jahr des Affen
Das Jahr des Affen bedeutet für Chinesen ein Jahr der Veränderungen, und die bringt dieses Jahr 1992 auch für die 16-jährige Mini. Ihr Vater, Besitzer des China-Restaurants "Hongkong" in Herford, bricht mit einem Herzinfarkt zusammen. Sie muss deshalb für ihn im Lokal einspringen und hat keine Zeit mehr für ihre deutschen Freundinnen, für Discobesuche und ihren Freund Bela. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der nur gebrochen Deutsch spricht und an den chinesischen Traditionen festhält, verdrängt sie am liebsten ihre chinesischen Wurzeln, da sie seit ihrem vierten Lebensjahr in Deutschland lebt. Erst durch Onkel Wu, der aus Australien zu Besuch kommt, ihr hilft, sie mit seiner ewigen Besserwisserei nervt und für den sie eine Banane ist (außen gelb, innen weiß), lernt sie ihre Familien- und Fluchtgeschichte kennen, denn ihr Vater hat nie darüber gesprochen. Als "Boatpeople" sind sie und ihr Vater Ende der 70er Jahre nach dem Krieg und der Machtübernahme der Kommunisten aus Südvietnam geflohen und fanden in Deutschland Aufnahme. Und je mehr Mini über ihre Flucht und ihre Familie erfährt, umso stärker stellt sich ihr die Frage, wer sie selbst ist. - Behutsam, sensibel und mit leisem Humor beschreibt die Autorin in ihrem autobiographisch gefärbten Jugendroman die Suche eines Flüchtlingskindes nach seiner Identität. Für alle Büchereien gern empfohlen.
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Im Jahr des Affen
Que Du Luu
Königskinder (2016)
286 S.
fest geb.