Die Affenpfote
Sabine Wilharm adaptiert die 1902 entstandene Horror-Kurzgeschichte "Die Affenpfote" von William Wymark Jacobs. Das bei Carlsen im Jahr 2020 verlegte Hardcover-Büchlein gehört zu der Reihe "Die Unheimlichen", in der verschiedene Comic-Künstler Schauergeschichten in ihrer eigenen Lesart neu interpretieren. Die titelgebende Affenpfote erbettelt der alte Mister White von seinem kränkelnden Freund Morris, einem ehemaligen Kolonialoffizier. Morris berichtet dem Ehepaar White von seiner Zeit in Indien und beteuert felsenfest, dass die mumifizierte Affenpfote drei Wünsche erfüllen könne. Er verschweigt nicht, dass die Wunscherfüllung durch die verrottet wirkende Pfote bisher noch niemanden glücklich gemacht hat. Als Morris das Haus verlassen hat, brütet das Ehepaar White über der Frage, was es sich Sinnvolles wünschen könnte und stellt fest, dass es eigentlich wunschlos glücklich ist. Schließlich wünscht sich das Paar die fehlende Geldsumme zur Ablösung der Hypothek auf das gemeinsame Haus. Die Erfüllung des Wunsches hat katastrophale Folgen. Mit wenigen Sprechblasen und der einzigen Schmuckfarbe Violett neben Schwarz setzt Sabine Wilharm die Kurzgeschichte in bewegungsintensiven Bildern unterschiedlicher Größe um. Der Comic endet wie seine Vorlage mit einem offenen Ende. Es obliegt den Lesern, diese und andere Leerstellen schauderhaft passend zu füllen. Für alle, die sich mit einem echten Horror-Klassiker von vor über 100 Jahren bebildert bekannt machen wollen.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Affenpfote
William Wymark Jacobs ; Sabine Wilharm
Carlsen Verlag (2020)
Die Unheimlichen
60 Seiten : farbig
fest geb.