McCay

In jungen Jahren begegnet Zeichner Winsor McCay auf einem Jahrmarkt dem Anarchisten Silas, der dort für eine Publikumsattraktion arbeitet. Ein Professor macht ihn mit Experimenten zur vierten Dimension vertraut, in die McCay nach einem für ihn unverdaulichen McCay Essen tatsächlich kurze Zeit gelangt. Zwanzig Jahre später kommt es zu einer Mordserie mit einem wie aus dem Nichts auftauchenden Täter. Die Polizei verdächtig zunächst Winsor McCay, der sich inzwischen zum erfolgreichen, verheirateten Comicartisten entwickelte. Für den Leser erweisen sich die Zusammenhänge relativ schnell ersichtlich, so dass Thierry Smolderens Plot bei einer Länge von knapp 200 Seiten etwas dünn ausfällt. Reizvoller entwickeln sich die zahlreichen Verweise auf McCays Werk von den Nachwirkungen eines Käsefondues über den kleinen Jungen aus dem Traumreich ("Little Nemo") bis zu Gertie, dem Trickfilm-Dinosaurier, mit dem der einflussreiche Künstler Animationsgeschichte schrieb. Jean-Philippe Bramantis Grafik in reduzierter Farbgebung orientiert sich weniger an McCays Seiten als an expressionistischer Malerei, frühen realistischen Strips und Moebius, dem der Band gewidmet wurde. Die düsteren Zeichnungen samt Anhang in Pulp-Manier unterstützen den surrealen Unterton der Fantasy-Krimi-Biografie.

Gregor Ries

Gregor Ries

rezensiert für den Borromäusverein.

McCay

McCay

Szenario: Thierry Smolderen ; Zeichnungen: Jean-Philippe Bramanti ; aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock
Carlsen (2019)

graphic novel
194 Seiten : farbig
kt.

MedienNr.: 596200
ISBN 978-3-551-73364-1
9783551733641
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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