United queerdom
Schon als Kind bemerkte Kate, dass sie "anders" ist als ihre gleichaltrigen Mitschülerinnen, doch erst im Erwachsenenalter wird es für sie zur Gewissheit, lesbisch zu sein. Ein gemeinsamer Urlaub mit alten Freundinnen gibt ihr die Gelegenheit, sich
an ihre eigenen Erfahrungen zu erinnern und darüber hinaus die Geschichte der Homosexuellen-Bewegung aufzurollen. Diese seitenstarke Graphic Novel kann als historischer Abriss von LGBTQ gelesen werden - eine bunte, multimediale Show mit Collagen aus biografischen Episoden und markanten Fixpunkten der Pop-Kultur. Auch politische Wegmarken, die das gesellschaftliche Klima Homosexuellen gegenüber flankierten, werden in den Blick genommen. Wenn sich Musiker:innen, Sportler:innen und Filmschaffende, Autor:innen und sogar Poltiker:innen outeten, veränderten sich nicht allein die Debatten, sie prägten auch das Bewusstsein der eigenen sexuellen Identität. Die kompositorischen Engführungen des Bildmaterials und der Texte bilden genau diese Verschränkung innerer und äußerer Faktoren ab. Da spielt es kaum eine Rolle, dass viele der erwähnten "Promis" aus dem Großbritannien der Nachkriegszeit hiesigen Leser:innen kaum bekannt sein dürften. Es geht hier um die Darstellung queerer Zeitgeschichte, die durchaus als erkämpfte Erfolgsgeschichte gelesen werden kann, ungeachtet aller Rückschläge. Dass es unter den Gruppierungen diverse Strömungen und Konfliktlinien gibt, lässt sich an Kates Biografie nachverfolgen. Insofern lernt man bei der Lektüre einiges und fühlt sich (trotz einiger Längen) auch gut unterhalten.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.

United queerdom
Kate Charlesworth ; aus dem Englischen von Hanna Reininger
Carlsen Comics (2023)
314 Seiten : farbig
fest geb.