Ganz allein

Einmal im Monat legt ein Kutter am Leuchtturm an und lädt Lebensmittel ab. Diese sind für den Sohn des verstorbenen Leuchtturmwärters bestimmt, der dort aufgewachsen ist und niemals seinen Fuß an Land gesetzt hat. Er war mit schweren Fehlbildungen Ganz allein zur Welt gekommen, weshalb ihn seine Eltern isolierten. Kurze Botschaften erhält er vom neuen Seemann des Kutters, doch ist ein Goldfisch das einzige Lebewesen, zu dem er Kontakt hat. Mit Hilfe eines Lexikons versucht er, etwas zu lernen. Doch schließlich beschließt er, sein Leben zu ändern. Es ist nur konsequent, dass in dieser Kaspar-Hauser-Geschichte auf wirkungsstarke Bilder gesetzt wird und der spärliche Text nur zu Erläuterung der Vorgeschichte dient. Harte Schwarz-Weiß-Kontraste bilden das Muster, dem die Zeichnungen unterworfen werden, auch Wiederholungen mit minimalen Veränderungen - genauso erfährt der einsame Leuchtturmbewohner sein lebenslanges Schicksal. Dies ist in seiner Tragik schonungslos dargestellt, der Stil dieser Graphic Novel wird seinem schrecklichen Thema gerecht. Eingebettet in die Rahmenhandlung, die schließlich auch für ein "gutes Ende" sorgt, erfährt der Leser viel von der Psyche eines isolierten, ausgesetzten Menschen.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Ganz allein

Ganz allein

Chabouté
Carlsen (2011)

368 S. : überw. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 568877
ISBN 978-3-551-78373-8
9783551783738
ca. 29,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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