Die besten Zeiten
Mit einem regelrechten Spannungsbogen kann diese grafische Erzählung nicht aufwarten: Unvermittelt findet sich der Leser in einen bleischwer trägen und scheinbar belanglos dahin fließenden Alltag einiger Großstadtbewohner versetzt, die die besten Zeiten wohl schon erlebt und sich irgendwie mit ihrem Leben arrangiert haben. Doch der Autor schafft es, die verschiedenen Erzählstränge und deren Protagonisten netzartig miteinander zu verflechten. Außerdem passiert immer wieder Überraschendes, wenn etwa ein Rentnerpärchen wie selbstverständlich einem Bahnfahrer die Geldbörse stiehlt, ein Mann durch einen Zauber Wünsche erfüllt und Entführern auf mysteriöse Weise ihr Lösegeld abhanden kommt. Somit bewegen sich die scheinbar emotionslos erzählten Episoden, graphisch in Schwarzweißzeichnungen umgesetzt, auf einem brüchigen Terrain. Der hintersinnige Humor des Autors mag sich allerdings nicht jedem Leser sofort erschließen. Für Büchereien mit einem gut sortierten Bestand an Erwachsenencomics.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die besten Zeiten
Andreas Dierßen
Carlsen (2011)
Graphic Novel
[o. P.] : überw. Ill.
fest geb.