Das elektrische Herz
Peter Stephan Jungk ist bekannt geworden durch eine profunde Werfel-Biographie, einen fabelhaften Vater-Mutter-Roman ("Reise über den Hudson") und die Walt Disney-Romanbiographie "Der König von Amerika". Mit dem neuen Roman macht er den Versuch,
zwei so verschiedene Register wie Komödie und Melodrama zu verschmelzen, und siehe da: Der Versuch ist gelungen. Ein von Geburt an herzkranker Dramatiker mit zwei schweren Operationen und einem "elektrischen Herzen", hinzu kommt eine veritable Schaffenskrise - das sind die Zutaten der Liebesleidensgeschichte. Doch das Herz gibt keine Ruhe und diktiert seinem Träger einen merkwürdigen Pakt, der darin besteht, dass es ihm schonungslos alle Liebeseskapaden zumurmelt, die der Dramatiker dann aufschreiben muss - ein herrlicher Stoff für eine Komödie à la Don Juan und Leporello. Natürlich bleiben erotische Irrungen und Wirrungen nicht aus, zumal eine schöne kabylische Postbotin ins Spiel kommt, die dem sich beständig einmischenden Herzen als Gesprächspartnerin Konkurrenz macht. Auch die medizinischen Episoden des Romans sind humorvoll erzählt, ohne den Ernst solcher Situationen herunterzuspielen, etwa eine Herzklappenoperation. Ein Herzbuch im wahren Sinne des Wortes, in einem Zug zu lesen, überaus empfehlenswert.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.

Das elektrische Herz
Peter Stephan Jungk
Zsolnay (2011)
190 S.
fest geb.