Die weiße Straße
Edmund de Waal, 1964 in Nottingham geboren, berührte mit 17 Jahren das erste Mal Porzellanerde und entwickelte sogleich eine beispiellose Leidenschaft für dieses Material. Nach seinem Bestseller "Der Hase mit den Bernsteinaugen" (BP/mp 11/829) begibt er sich in diesem Buch auf eine "Art Wallfahrt zu den Anfängen, eine Chance, den Berg zu besteigen, von dem die weiße Erde kommt. [...] Ich habe vor, drei Orte aufzusuchen, wo das Porzellan erfunden oder wiedererfunden wurde, drei weiße Berge in China und Deutschland und England." Auf über 400 Seiten begleitet der Leser de Waal auf seiner Forschungsreise und erhält Auskunft über Namen und Ereignisse, Wunder und Elend, Kaiser und Könige, Handwerker und Künstler, Luxusgüter und Gebrauchsgegenstände, Alchimisten und Mystiker. Geschickt verwebt de Waal Autobiografisches mit Philosophie und erhält einen fantastischen Reisebericht mit permanenten Ausflügen in die Geschichte. Und das alles unter dem Deckmantel der Spurensuche nach dem Stoff, an dem sich über Jahrhunderte die Fantasie des Abendlandes und auch seine eigene Leidenschaft entzündeten. - Dieses Buch grenzt selbst an ein Kunstwerk. De Waals Talent, den Leser an seine Hand zu nehmen und ihn in seine Welt als "Töpfer" auf der Suche nach dem Ursprung zu begleiten, übt eine derartig sogartige Wirkung aus, dass man auch als Nichtverständiger Begeisterung für diesen besonderen Werkstoff empfindet. Es muss doch sehr verwundern, sollte dieses Buch nicht auch ein Bestseller werden.
Sonja Hochhausen
rezensiert für den Borromäusverein.
Die weiße Straße
Edmund de Waal
Zsolnay (2016)
462 S. : Ill.
fest geb.