Maria Theresia

Die feministische Philosophin und Historikerin Élisabeth Badinter schaut in dieser ungewöhnlichen Biografie über Maria Theresia (1717 - 1780), dieser für ihre Zeit einzigartigen Persönlichkeit, nicht zuvorderst auf ihre Bedeutung als Person der Maria Theresia Geschichte, sondern auf ihre Persönlichkeit als Frau, Mutter und Herrscherin, die diese verschiedenen Rollen auszufüllen und zu bewältigen hatte. Um diese vielgestaltige Beanspruchung nachweisbar aufschlüsseln zu können, greift die Autorin auf die öffentliche und unveröffentlichte Korrespondenz Maria Theresias sowie auf Berichte ausländischer Gesandter zurück und erstellt so ein faszinierendes, ehrliches Bild dieser Königin und Kaiserin. Obwohl sie eine konservative Herrscherin in einem konservativen Umfeld war, öffnete sie ihr Reich für die Modernität (Lockerung des Hofzeremoniells, Bürgernähe) und verstand es meisterhaft, sich bei Hofe bzw. auf Gemälden als fürsorgliche, "gute Herrschermutter" ihrer 16 Kinder zu präsentieren, was ihr treue Liebe und Verehrung des Volkes einbrachte. 40 Jahre leitete sie mit Charme, Weitblick und diplomatischem Gespür die Geschicke des Riesenreiches, das ihr der Vater in katastrophalem Zustand hinterlassen hatte, verfolgte mit Zärtlichkeit und Strenge den Werdegang ihrer Kinder und kümmerte sich liebevoll um ihren unfähigen, leichtsinnigen Gatten. Dieser Dreiklang aus Ehe, Kinder und Arbeit - damals in Europas Herrscherhäusern völlig unbekannt -, in dem Maria Theresia alle drei Faktoren miteinander in Einklang bringen musste, dabei Prioritäten setzen, Entscheidungen zwischen Herz und Verstand fällen musste, macht sie in den Augen der Verfasserin zu einer "Frau der Moderne". - Empfehlenswert für alle Büchereien!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Maria Theresia

Maria Theresia

Élisabeth Badinter
Zsolnay (2017)

300 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 589093
ISBN 978-3-552-05822-4
9783552058224
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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