Uhren gibt es nicht mehr
Als Siebzigjähriger unterhält sich der bekannte Wiener Performancekünstler mit seiner inzwischen fast 102 Jahre alten Mutter Elisabeth Heller. Er hat 18 kurze Gespräche aufgezeichnet, die er mit seiner Mutter über das Leben, den Tod und die Erwartungen nach dem Lebensende führte. Der Sohn leitet die Besuche bei der Mutter mit der Frage ein, wie es ihr heute gehe, fragt sie nach ihren Gefühlen, Wünschen und Gedanken. Die Antworten der alten Dame sind immer wieder verblüffend, auch humorvoll, und gedankenreich. Natürlich sind es keine logischen Gedankengänge, meist kurze, auch sarkastische Anmerkungen. Und trotzdem ist vieles originell und fast immer bedenkenswert, nie sinnlos. Vieles belastet und interessiert die Mutter nicht mehr, ist von ihr abgefallen. Das Gespräch zwischen Mutter und Sohn ist sehr offen, humorvoll und weise. - Das geschmackvoll gestaltete Bändchen ist eine besinnliche Lektüre, voller Poesie und auch genussvoll. Besonders Lesern zu empfehlen, die mit dementen Angehörigen vernünftig umgehen wollen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Uhren gibt es nicht mehr
André Heller
Zsolnay (2017)
108 S. : Ill.
fest geb.