Der Wald der Gehenkten
Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs bereitet eine Gruppe Soldaten eine Hinrichtung vor. Leutnant Apostol Bologa ist Mitglied des Kriegsgerichts und wird Zeuge der Hinrichtung. Von der Uni ist er in den Krieg gezogen, um seiner Verlobten Marta zu imponieren. An der Front trifft er auf eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus allen Ländern der k. und k. Monarchie. Auf seinen Märschen kommt er auch am "Wald der Gehenkten" vorbei, eine Lichtung, an der die Leichen der gehenkten Deserteure zur Abschreckung hängen. Als die Truppe der Befehl erreicht, an die rumänische Front zu ziehen, beginnt für Bologa, den Siebenbürger, ein Albtraum. Womöglich muss er dort auf seine eigenen Landsleute schießen. Diese Verlegung bringt Bologa dazu, über Desertion nachzudenken. Kurz vor seiner geplanten Flucht beginnt ein russischer Angriff, bei dem er schwer verwundet wird. Auf Erholungsurlaub in der Heimat löst er seine Verlobung mit Maria, wohl getrieben von der Liebe zu Ilona, die er schließlich heiratet. Wieder zurück an der Front flieht Bologa Hals über Kopf, wird prompt erwischt und wartet auf seine Hinrichtung. - Dieser 1922 erstmals erschienene Roman des rumänischen Autors Liviu Rebreanu, der selbst ähnliches erlebt hat, zeigt die ganze Absurdität des Krieges, besonders im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Er gibt Einblick in das Mit- und Gegeneinander der Völker in der Donaumonarchie. Verstörend und empörend. Einer der ersten Romane über den Ersten Weltkrieg - einer der bedeutendsten Romane der rumänischen Literaturgeschichte. Allen Büchereien sehr empfohlen und unbedingt lesenswert. (Übers.: Georg Aescht)
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Wald der Gehenkten
Liviu Rebreanu
Zsolnay (2018)
350 S.
fest geb.