Leben spielen

Sie hatten sich aus den Augen verloren, doch bei einer Trauerfeier zu Ehren ihres verstorbenen Lehrers treffen sich die Wiener Schauspieler Mischa und Sebastian nach langer Zeit wieder. Mischa hat die Kunst inzwischen hinter sich gelassen, verkauft Leben spielen Anzeigen für eine Zeitung, führt ein geregeltes Leben und ist mit der Blumenbinderin Valerie liiert. Sebastians Karriere ist ins Stocken geraten. Die Aufträge lassen auf sich warten und er fragt sich, ob er vor fünf Jahren die richtige Entscheidung traf, als er sich von seiner Freundin und dem gemeinsamen Sohn trennte. Sebastian trägt eine Idee für ein Schauspielprojekt mit sich herum, für das er Mischa nun zu gewinnen versucht - mit Erfolg. Gemeinsam werden sie für private Auftraggeber Szenen nachstellen, mit denen diese z.B. in ihre Vergangenheit eintauchen können. Zusammen mit der künstlerisch ambitionierten Valerie nehmen sie den ersten Auftrag an, der sie ins Wien der Nachkriegsjahre führt. Es folgen zahlreiche weitere Aufträge, die sie u.a. in ein Pariser Café, in einen James Bond Film und in die Szenerie eines Banküberfalls versetzen. Die Vorliebe eines kriminellen Auftraggebers für Huckleberry Finn und Tom Sawyer bringt das ganze Projekt in Gefahr und ihre Ideen ins Wanken. Die Schauspieler müssen sich nun für die Kunst oder das Leben entscheiden. - In diesem Roman werden Menschen gezeigt, die sich als Fehlbesetzung ihres eigenen Lebens empfinden und sich mit Selbstzweifeln herumplagen. Durch das experimentelle Projekt leisten die Schauspieler nicht nur ihren Auftraggebern Lebenshilfe, sondern therapieren durch die künstlerische Umsetzung konkreter Alltagsszenen sich selbst, gewinnen Zuversicht und wissen, welchen Weg sie nun einschlagen müssen. Ein beeindruckender Roman über die nicht immer schillernde Welt des Theaters, über die Liebe zur Kunst und zum Leben und über die Möglichkeiten, die die Bühne des eigenen Lebens bietet.

Birgit Fromme

Birgit Fromme

rezensiert für den Borromäusverein.

Leben spielen

Leben spielen

Jan Kossdorff
Deuticke (2016)

381 S.
fest geb.

MedienNr.: 584534
ISBN 978-3-552-06312-9
9783552063129
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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