Ein Garten über der Elbe

Im April 1913 nimmt Hedda Herzog in Hamburg-Blankenese bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg die Stelle einer Obergärtnerin des parkähnlichen Grundstücks an. Zur Seite stehen ihr einige Gärtner, die wenig geneigt sind, sich von einer Frau Ein Garten über der Elbe führen zu lassen. Mit dem Fortschreiten der Arbeit in Garten und Park erkämpft sich Hedda durch Wissen und Können aber die Achtung ihrer Mitarbeiter. Mit Ausbruch und Verlauf des Ersten Weltkrieges verändert sich auch die wirtschaftliche Situation. Gewächshäuser und Gärten müssen nun die Grundversorgung mit Lebensmitteln sichern. Eine glückliche Beziehung mit einem ihrer Mitarbeiter wird durch dessen Einberufung in die Armee und seinen Tod in Verdun beendet. Nach dem Krieg können die Hausbesitzer in Heddas neu gestalteten Anlagen endlich wieder rauschende Gartenfeste für die Spitzen der Hamburger Geschäftswelt ausrichten. In den 30er Jahren steigern die Nazis den Judenhass, was nicht nur für die Clarenburgs zur gesellschaftlichen Ächtung führt. Hedda bildet vermehrt jüdische Jugendliche, die Deutschland verlassen möchten, um in Palästina ein neues Leben beginnen zu können, gärtnerisch aus. Sie selbst, eine "Halbjüdin", entscheidet sich erst sehr spät zur Emigration nach England, wo ihr eine Jugendfreundin eine neue Stelle als Gartengestalterin vermittelt. - Ein bemerkenswerter Roman, der ein Stück deutsche Geschichte zwischen den Kriegen begleitet, in seinen Protagonisten die dramatischen Verwerfungen der damaligen Zeit sichtbar werden lässt und nebenbei auch interessantes Gartenwissen vermittelt. Zu empfehlen.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein Garten über der Elbe

Ein Garten über der Elbe

Marion Lagoda
C. Bertelsmann (2022)

382 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750255
ISBN 978-3-570-10401-9
9783570104019
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.