Der Himmel, unter dem wir Kinder waren

In der Nähe einer nie näher bezeichneten Kreisstadt lebt Familie Nicklbeck in einer Hofschaft, also einem kleinen Dorf. Vater Kurt ist Redakteur einer kommunistischen Tageszeitung, die Mutter Elisabeth arbeitet in der Buchhandlung des jüdischen Der Himmel, unter dem wir Kinder waren Inhabers Erwin Oppermann. Der behüteten Tochter Clara wurde von ihren freigeistigen Eltern schon vor Schuleintritt Lesen und Schreiben beigebracht. Aber die Idylle bekommt Risse, als sich die Nazis mehr und mehr ausbreiten, und mit der Machtergreifung 1933 beginnt für die Familie eine überaus schwierige Zeit. Vater Kurt wird in "Schutzhaft" genommen, kommt erst nach langer Zeit und verlangter Zusicherung, sich nicht mehr politisch zu betätigen, wieder frei. Aber er hält sich nicht an die Vereinbarung; er wird verraten, verhaftet, und im KZ Sachsenhausen übel gefoltert. Erst nach Jahren kommt er frei. Der Buchhändler Oppermann, dessen Geschäft demoliert wird, flieht ins Ausland. Mutter Elisabeth bekommt Arbeit in einem kleinen Laden. Clara ist die beste Schülerin, darf aber als Tochter eines Kommunisten nicht auf das Gymnasium gehen. Der Krieg bedeutet durchwegs hartes Leben, schwierige Zeiten. Nach Kriegsende beginnt sich das Leben wieder zu normalisieren und Clara sieht nun doch die Möglichkeit zu studieren und sich damit einen Traum zu erfüllen. – Die Geschichte wird erzählt von der Tochter, die von einem Vorschulkind zu einer jungen Frau heranwächst. Und die Tagebücher der Eltern, zwischenzeitlich beide tot, stellen die Geschichte aus der Erwachsenensicht dar. Alle Protagonisten sind fiktive Figuren, ausgenommen ein Freund der Familie, Arthur Becker, ein kommunistischer Akteur, dem in der DDR große Achtung geschenkt wurde. Trotz der geschichtlichen Darstellungen, die ausführlich thematisiert werden, sind die Beschreibungen des Lebens im ländlichen Raum des Bergischen Landes, der Heimat der Autorin, eingängig, nachvollziehbar. Eine einfühlsame, berührende Erzählung, sicher überall gut einsetzbar.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Himmel, unter dem wir Kinder waren

Der Himmel, unter dem wir Kinder waren

Marion Lagoda
C.Bertelsmann (2024)

429 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 753304
ISBN 978-3-570-10536-8
9783570105368
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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