Der Untergang der "Wager"
Wahrheit ist ein zentrales Thema dieser Nacherzählung eines Ereignisses aus der Seefahrtgeschichte des 18. Jahrhundert. Der Autor ist sehr bemüht, ein realistisches Bild der damaligen Geschehnisse zu zeichnen. So beruft er sich auf mehrere, oft widersprüchliche Augenzeugenberichte und ergänzt diese um allgemeine Informationen zum Leben und der Arbeit auf See. Auf der Suche nach der Wahrheit versucht er nicht, die Lesenden auf eine Seite zu ziehen, sondern spinnt aus den Perspektiven dreier Hauptakteure ein vielschichtiges Bild der Geschehnisse. Dabei beleuchtet er auch unerfreuliche Seiten der oft glorifizierten königlichen Seefahrt und geht vor allem auf den Kolonialismus und den damit einhergehenden Rassismus kritisch ein. Trotzdem bleibt das Buch packend und leicht zu lesen, da David Grann es schafft, die Atmosphäre, die damals auf der Wager geherrscht haben dürfte, treffend einzufangen. Auch die Protagonisten seiner Nacherzählung bleiben trotz all ihrer Fehler so sympathisch, dass man mit ihnen mitfiebert und die jeweiligen Beweggründe nachvollziehen kann. Dadurch lässt sich das Buch in allen Aspekten weiterempfehlen.
Agnes Schmidtner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Untergang der "Wager"
David Grann ; aus dem Englischen von Rudolf Mast
C.Bertelsmann (2024)
430, [16] Seiten : Illustrationen (farbig), Karten
fest geb.