Ich gebe dir die Sonne
Die Zwillinge Noah und Jude könnten unterschiedlicher nicht sein, sie die extrovertierte Surferin, er der sozial unbeholfene, aber äußert talentierte Künstler. Ihre Mutter versucht die beiden für die Aufnahme an einer renommierten Kunstschule vorzubereiten, wobei sie Noah viel mehr Aufmerksamkeit schenkt als Jude. Diese wendet sich daraufhin verstärkt ihrem Vater zu. In dem Sommer, bevor sie 14 werden, taucht zu allem Überfluss auch noch ein neuer Junge in der Nachbarschaft auf, in den sich Noah Hals über Kopf verliebt, dem er seine Gefühle jedoch nicht gesteht. Wie durch ein Wunder gehört er durch diesen Jungen plötzlich zu den Beliebten und Jude hat das Gefühl, er nimmt ihr ihre Freunde weg. Nach und nach spitzen sich die Ereignisse zu, allerdings erfährt der/die Leser/in immer nur gerade so viel, um weiterlesen zu wollen, da die Geschichte zwischen diesen Ereignissen und der Gegenwart, in der die beiden 16 sind, hin und her springt. - Der Roman macht auf markante Weise deutlich, wie bestimmte Ereignisse Menschen über Jahre hinweg prägen und zu welchen Handlungen Schuldgefühle einen treiben können. Ein atmosphärisch dichter Roman, der die Erzählperspektive sowohl zeitlich als auch zwischen den beiden Hauptpersonen wechselt, was zu einem nervenaufreibenden Spannungsbogen und einem intensiven Miterleben ihrer beider Gefühlswelten führt. Äußerst lesenswert! (Übers.: Catrin Frischer)
Judith Schöpf
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ich gebe dir die Sonne
Jandy Nelson
cbt (2016)
477 S.
fest geb.