Die verkaufte Kindheit
Dass Kindheit heutzutage anders aussieht als früher, mag viele Ursachen haben, dass diese Entwicklung nicht nur positiv ist, analysiert Susanne Gaschke, Redakteurin der Wochenzeitung "Die Zeit", in diesem Buch. Viele Eltern plagt heute das schlechte Gewissen, weil sie vielleicht zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Doch gerade aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation wollen sie, dass ihre Kinder bestmöglich gefördert werden. Diese Situation führt dazu, dass nicht nur Kinder, sondern auch die Eltern leichter auf die Verlockungen der Konsumindustrie hereinfallen, Kinderzimmer ohne Computer gibt es beispielsweise fast gar nicht mehr, wie die Erwachsenen sitzen die Kleinen stundenlang vor dem PC und "spielen" mit Lernsoftware oder chatten mit "Freunden". Eine echte Kindheit mit selbst ausgedachten Spielen draußen im Grünen oder Bausteinen zu Hause im Kinderzimmer mit Spielkameraden hat heute Seltenheitswert. Dabei müssten Eltern ihren Erziehungsauftrag ernst nehmen, ihr schlechtes Gewissen nicht damit erleichtern, dass man jeden von der bunten Warenwelt geweckten Wunsch erfüllt. Es schadet Kindern nicht, wenn sie öfter einmal das Wörtchen "Nein" hören, sie brauchen auch keinen direkten Zugang zur Konsumwelt, sei es durch die Medien oder die Einkaufsparadiese in den Städten, stattdessen reicht es Kindern, wenn sie das Gefühl haben, dass man für sie da ist oder man ihnen verschiedene Spielangebote macht, die vielleicht auch die Phantasie anregen, man ihnen die Möglichkeit bietet, ohne große pädagogische Hintergedanken mit anderen Kindern zu spielen. - Das überzeugende Plädoyer für eine Erziehung, die den Kindern ihre Kindheit zurückgibt und sie abseits der Konsumwelt zu verantwortungsvollen Menschen heranwachsen lässt, ist für alle Bestände sehr zu empfehlen!
Veronica Suttner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die verkaufte Kindheit
Susanne Gaschke
Pantheon (2011)
270 S.
kt.