Die Vermessung der Frau
Das künstlich-kulturelle Idealbild, das sich unsere Gesellschaft von Frauen macht, kann niemals der Realität entsprechen, schränkt vor allem Frauen (aber auch Männer) trotz jahrelanger Bewusstmachung und vielfältiger Aktivitäten der Feministinnen
unterschiedlichster Richtungen immer noch erbarmungslos in ihrem Selbstbild, Erleben und Empfinden ein. Kritisch setzt sie sich mit Idealgewicht und -maßen, Kalorienzählen, der richtigen Gesichtsform und der idealen Größe auseinander. All das beginnt bereits im Kinderzimmer, das für Jungen und Mädchen immer noch völlig unterschiedlich aussieht. Mädchen werden darauf getrimmt, als Weibchen zu gefallen, häufig z.B. durch das Nachahmen amerikanischer Trendsendungen im Fernsehen, die Kinder hypersexualisiert darstellen, was oft an Pornographie oder Pädophilie grenzt. Weiter geht es mit Hungerkuren oder Essstörungen, Schönheitsoperationen, unpassender Fußbekleidung und dem Vergessen der weiblichen Intelligenz. Mit scharfer, bisweilen bissiger Ironie und manchmal erschreckender Übertreibung gelingt es der Autorin in ihrem Plädoyer, uns die Augen zu öffnen, nachdenklich zu machen, oder auch auf Abstand zu gehen. Im Anhang befinden sich eine Menge interessanter Hinweise und Literaturangaben, die zum Weitersuchen anregen.
Lili Aignesberger
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Vermessung der Frau
Regula Stämpfli
Gütersloher Verl.-Haus (2013)
191 S.
fest geb.