Leben bis zuletzt
"Wir können nichts mehr für Sie tun." Wo die Möglichkeiten der Schulmedizin zu enden scheinen, setzt das Buch von Sven Gottschling an. Der Facharzt für die Begleitung sterbenskranker Menschen plädiert für Lebensqualität bis zuletzt und weist
darauf hin, dass jedem sterbenskranken Menschen seit 2007 eine qualifizierte häusliche Palliativversorgung zusteht. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Erst seit 2014 sind Schmerztherapie und Palliativversorgung Pflichtbestandteil des Medizinstudiums. Kein Wunder, dass sich Mythen um Schmerz, Tod und Sterben ranken, Ängste geschürt werden und Menschen unnötig leiden. Der Autor räumt mit diesen Mythen auf. Im Gegenteil, meint Gottschling, es gäbe fast grenzenlose Möglichkeiten, körperliche Beschwerden zu lindern und seelische Unterstützung zu bieten. Das Buch zeigt: die Probleme sind komplex, doch es lohnt sich, Antworten darauf zu suchen. Der Gewinn für Sterbende, Angehörige und Begleiter ist groß. Zu erleben, dass jemand friedlich sterben kann, so Gottschling, sei ein "unbeschreibliches" Gefühl und ein Geschenk. Ein wichtiges, für die breite Leserschaft verständliches Buch, das die vielen Aspekte der Palliativ-Versorgung aufführt und mit Praxis-Beispielen ergänzt.
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.

Leben bis zuletzt
Sven Gottschling mit Lars Amend
Fischer (2016)
267 S. : Ill.
kt.
Auszeichnung: Sachbuch des Monats