Das Marterl
Der Ich-Erzähler kehrt nach längerem England-Aufenthalt und Umzug nach Berlin in seine niederbayerische Heimat zurück, während seine Mutter sich zur Meditation in Indien befindet. Zehn Jahre nach dem Unfalltod seines Vaters sucht er Spuren seines und des Vaters Leben in der Vergangenheit. Johannes Laubmeier erzählt Episoden aus Kindheit und Jugend: Als Taucher verkleidet begibt sich der Junge zum Bahnhof; Wandern mit dem Vater am Königssee; Absturz aus dem Hochbett beim Peter-Pan-Spiel; traditionelle Bierprobe; Beisetzung von Prinzessin Diana als Fernsehereignis bei der Stadtoma; langjähriger Umbau des Hauses usw. Eingebettet sind diese kleinen Episoden in Gespräche mit Zeugen und Zeitgenossen, die Auskunft über den Motorradunfall des Vaters geben. Er versucht sich ein Bild des Vaters und der Ereignisse zu machen. Der Autor taucht tief in die Vergangenheit ein, begegnet seiner eignen Kindheit und Jugend, von der er in knappen Sätzen erzählt, was den Leser jedoch emotional stark berührt. Dazu streut er Gedichtausschnitte des amerikanischen Dichters Charles Olson ein. Ein überaus gelungener Debütroman. Ein Buch, bei dem man wünscht, dass es nie zu Ende geht. Nachdrücklich empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Marterl
Johannes Laubmeier
Tropen (2022)
283 Seiten
fest geb.