Krummes Holz
Nach 5 Jahren in einem Internat, in das er von seinem Vater gezwungen wurde, kehrt der 19-jährige Jirka unangemeldet auf den elterlichen Gutshof zurück. Innerlich hatte er mit seiner Familie abgeschlossen und wollte nie wieder dorthin zurückkehren. Doch die Hilferufe seiner Schwester Malene bewegen ihn zur Rückkehr. Er ist erschrocken: Der gewalttätige Vater scheint verschwunden, Großmutter Agnes ist an einer aggressiven Form von Demenz erkrankt und lebt in ihrer eigenen Welt. Seine Schwester versucht, den Betrieb am Laufen zu halten und sich um Großmutter und Vater zu kümmern, doch ist damit überfordert. Der Hof ist sehr heruntergekommen. Lediglich Leander, der Sohn des letzten Verwalters ist noch dort und unterstützt Malene. Für Jirka ist dies schwer zu verdauen, ist er doch immer noch in Leander verliebt. Nach und nach arbeiten sie gemeinsam ihre Traumata der Kindheit auf. Ihre Mutter ist früh gestorben, von Vater und Großmutter gab es kein liebes Wort, nur Schläge und psychischen Missbrauch. Julja Linhof schreibt über diese Rückkehr in eine schwere Kindheit und Jugend in kraftvollen, bildstarken Sätzen, die einem bisweilen Gänsehaut verursachen. Manchmal schwer zu ertragen – und dennoch lesenswert.
Melanie Bremer
rezensiert für den Borromäusverein.
Krummes Holz
Julja Linhof
Klett-Cotta (2024)
271 Seiten
fest geb.