Die letzten Tage Jesu
Es ist schwer, altbekannte Texte so zum Vortrag zu bringen, dass man glaubt, man höre sie zum ersten Mal. Nick Page ist ein Erzähler, dem es gelingt, anhand der Evangelientexte die letzten Lebenstage Jesu, seine Hinrichtung und die Ostererfahrung der ersten Auferstehungszeugen in ihrer ganzen Dramatik wieder zu vergegenwärtigen. Dabei ist es nicht alleine seine Erzählkunst, die dies zuwege bringt; obwohl selbst kein Theologe, hat Page sich gut in die exegetische Diskussion eingearbeitet, aus deren Fängen er sich aber auch mit Scharfsinn und gesundem Menschenverstand wieder befreit, wenn der theologische Mainstream Gefahr läuft, die grundlegenden Glaubenswahrheiten von der Auferstehung Jesu im methodischen Skeptizismus zu verdunkeln. So verteidigt er den wahren Tod Jesu und dessen leibhafte Auferstehung und verbindet damit die berechtigte Mahnung, auf die Menschen jener Zeit nicht herablassend zu blicken, sondern das Geschehene aus ihrer Perspektive betrachten zu lernen. Darüber hinaus bringt auch dieses Buch natürlich nicht das Ende theologischen Fragens und Suchens; es ist und bleibt ein mit gedämpften Emotionen aufgeladener erster Zugang zum "Mysterium paschale". Aber es reißt uns durch seine überzeugende Interpretation doch in vielem die Binden von den Augen, die uns gleichgültig und oft genug sogar blind für das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte gemacht haben. - Sehr empfohlen! (Religiöses Buch des Monats August)
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die letzten Tage Jesu
Nick Page
Pattloch (2011)
399 S. : Ill., Kt.
fest geb.