Wenn du wiederkommst
Die österreichische Schriftstellerin Michal und der Bostoner Anwalt Jerome waren zwanzig Jahre lang verheiratet und zogen gemeinsam ihre Tochter Ilana auf, bevor sie sich scheiden ließen. Sie dachte nur an ihre Bücher, er fühlte sich zu anderen Frauen hingezogen. Beide blieben sich trotz der Scheidung nahe und innerlich verbunden. Nun, fünfzehn Jahre später, finden sie wieder zueinander, planen sogar eine gemeinsame Zukunft. Doch plötzlich verstirbt Jerome. Alles, was Michal bleibt, sind Ilana und die Erinnerung an Jerome, der nach jüdischem Brauch bestattet wird. Dessen Bruder, Schwägerin und Freunde sprechen der Ich-Erzählerin aufgrund der Scheidung das Recht auf Trauer ab. Sie bezeichnet Jerome jedoch stets und beharrlich als ihren Lebenspartner und findet zunächst Trost in der Trauer, danach empfindet sie die Stille wie lähmendes Gift. Verzweifelt beschwört sie Bilder der gemeinsamen Vergangenheit herauf, doch Jerome entrinnt ihr. Nach einem Jahr ist die Trauerzeit offiziell beendet. - Das Buch zeichnet akribisch die Anatomie der Trauer nach. Durch die Ich-Perspektive der Erzählerin kann der Leser das Auf und Ab ihrer Gefühlswelt nachempfinden und spürt der besonderen Form der Trauer bis ins Detail nach. Mit diesem über ein Jahr hinweg angelegten Psychogramm eines Gefühls wird das Buch besonders Leser mit psychologischem Interesse ansprechen. Hilfreich ist das beigefügte Glossar mit Erklärungen jüdischer Begriffe, die im Text häufig verwendet werden. Sehr empfehlenswert.
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Wenn du wiederkommst
Anna Mitgutsch
Luchterhand (2010)
271 S.
fest geb.