Kleist
Ausgehend vom Doppelselbstmord mit der todkranken Henriette Vogel erklärt Adam Soboczynski Kleists Leben und Schaffen als eine kritische Antwort auf die Ideale der Aufklärung und der Goethezeit. In einem seiner letzten Briefe hatte Kleist von einem "Triumphgesang" seiner Seele "im Augenblick des Todes" geschrieben. Diese "befremdliche Freude" habe man "bisweilen als Entrückung gedeutet", so der Autor, und er wolle mit diesem Buch das Glück des Dichters aufspüren, das stets im Unglück keime: "Das Versagen wurde Kleist zum neuralgischen Punkt seiner Literatur, seines Lebens." Soboczynski destilliert in kurzen Federstrichen "ganze Bibliotheken sehr ernsthafter Schriften" zu einer subjektiven Sichtweise. Er setzt sich in drei Kapiteln mit Kleists "Leben" und seinen Vorstellungen über den "Krieg" und die "Liebe" auseinander. Dabei zeigt er, wie Kleists "virtuose Verrücktheit" mit seinen literarischen Figuren korrespondiert. - Der Essay ersetzt nicht Michalziks Biografie (s. BP/mp 11/307) oder Kreutzers Monografie (s. BP/mp 11/571), macht aber Lust auf mehr Kleist, nicht nur in seinem Jubiläumsjahr. Vielen Büchereien empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Kleist
Adam Soboczynski
Luchterhand (2011)
90 S.
fest geb.