Aufruhr der Meerestiere
Die österreichische Meeresbiologin Luise hat sich einen Namen gemacht mit der Erforschung der Meerwalnuss, einer invasiven Quallenart. Als sie nach Graz in den berühmten Tierpark des durch seine Fernsehsendungen bekannten und renommierten Zoologen
Schilling für eine wissenschaftliche Kooperation eingeladen wird, wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert: Denn hier ist ihre ehemalige Heimatstadt, hier wohnt ihr Vater, der gerade wegen eines Herzinfarktes bei ihrem Bruder ist. Luise nutzt in seiner Abwesenheit seine Wohnung. Und wird auf Schritt und Tritt an ihre eigene Vergangenheit erinnert: Daran, wie sie als Kind schon den berühmten Schilling und seinen Tierpark erlebt hat, was ihren beruflichen Lebensweg prägte. Daran, dass sie eigentlich nie einen richtigen Kontakt zu ihrem Vater gefunden hat. Daran, dass sie selbst sich nie finden konnte, was zu Magersucht und Beziehungsunfähigkeit führte. Als ihr der berühmte Schilling eine Tätigkeit in seinem weltbekannten Zoo anbietet, muss sich Luise entscheiden. - Marie Gamillscheg gehört zu den interessantesten aktuellen Autor/-innen Österreichs. Ihre sprachliche Kompetenz, ihre Fähigkeit, Bilder entstehen zu lassen, im inneren Monolog eine ganze Psyche lebendig werden zu lassen, ist außergewöhnlich. Und ihren Roman über menschliche Beziehungen, zu sich, den anderen, ja der ganzen Welt ist wirklich ein literarischer Volltreffer und zur Anschaffung sehr zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Aufruhr der Meerestiere
Marie Gamillscheg
Luchterhand (2022)
297 Seiten
fest geb.