Martin Buber
Um den 1965 verstorbenen Gelehrten, der weltweit als philosophischer Vermittler bekannt und anerkannt war, hat die Aufmerksamkeit stark nachgelassen. Umso mehr ist zu begrüßen, dass der US-amerikanische Autor eine wissenschaftliche Beschreibung des Lebens und der Gedankenwelt Bubers aus dem geradezu unerschöpflichen Nachlass erarbeitet hat. Dabei legt er das Schwergewicht seiner Untersuchungen weniger auf das Leben des in Wien geborenen und in Lemberg aufgewachsenen Gelehrten, sondern auf seine Beschäftigung mit dem Judentum und dem Versuch, den Juden ein vernünftiges Leben in der oft feindlichen Umwelt zu erleichtern. Der Verfasser geht ausführlich auf die Entwicklung von Bubers Ansichten und sich ändernden Haltungen ein, etwa gegenüber der zionistischen Bewegung Herzls. Buber war ein außerordentlich gefragter Vortragsredner mit unzähligen Auftritten weltweit, vor allem im deutschsprachigen Raum.1938 wanderte Buber aus Deutschland nach Palästina aus. Er pflegte immer Freundschaften und auch den wissenschaftlichen Gedankenaustausch. Bubers erhaltene Briefe belegen Kontakte und Freundschaften zu Franz Rosenzweig, Albert Schweizer, Romano Guardini und sogar Martin Heidegger. Auffällig wenig geht der Autor auf den Chassidismus ein, für den Martin Buber nicht zuletzt berühmt wurde. Eine wegen vieler auch hebräischer Fremdwörter nicht leichte Lektüre. Für ernsthaft interessierte Leser/innen zu empfehlen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Martin Buber
Paul Mendes-Flohr ; aus dem Englischen von Eva-Maria Thimme
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag (2022)
413 Seiten : Illustration
fest geb.