Gesicht im blinden Spiegel

Johannes ist 16, als er im Juli 1866 mit seinen Freunden euphorisch in die Schlacht von Königgrätz zieht. Als begeisterte Musiker gehören sie einem Musikkorps der Infanterie an. Doch Johannes findet sich bald mit zerfetztem Gesicht im Lazarett wieder, Gesicht im blinden Spiegel wo sich ein Johanniter für lange Zeit persönlich um den Schwerverletzten kümmert, dem Teile von Wange und Kinn fehlen. - Der Roman springt ins Jahr 1888, Johannes ist 34 und hat Cellospielen gelernt. Seine geliebte Trompete musste er auf dem Dachboden verstauen. Er richtet sich ein in einem bescheidenen Leben zwischen der Arbeit in der väterlichen Schreinerei, dem Musizieren und dem Lesen von zeitgenössischen Autoren wir Stifter und Tolstoi. Johannes findet ihm wohlgesonnene Förderer. So weckt ein ehemaliger Lehrer und Bibliothekar sein Interesse für die Naturwissenschaften und sein Lehrherr für Kunstschmiede wird ihm zu einem zweiten Vater. - Die österreichische Autorin Brita Steinwendtner breitet in unspektakulären Szenen ein versehrtes Leben aus, in dem auch die Liebe eine Rolle spielt. Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre zwischen 1866 bis 1916, die Schauplätze wechseln vom "Böhmischen Paradies" über das österreichische Steyrtal bis nach Venedig. - Ein feinfühliges Panorama, gerne empfohlen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Gesicht im blinden Spiegel

Gesicht im blinden Spiegel

Brita Steinwendtner
Otto Müller Verlag (2020)

371 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601879
ISBN 978-3-7013-1279-5
9783701312795
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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