Großes Finale für Novak

Was bringt einen Mann dazu, seine Ehefrau zu erschießen? Dieser Frage geht Peter Henisch, österreichischer Autor und in allen Gattungen zuhause, in seinem neuesten Roman nach und findet dabei verblüffend einfache Antworten. Franz Novak, Postbeamter Großes Finale für Novak Mitte fünfzig, muss eines Tages in die Klinik, um sich einer Operation zu unterziehen. Genervt von seinem Zimmernachbarn Kratky greift er zu Kopfhörer und Musikkassetten, die ihm die indonesische Krankenschwester Manuela zur Verfügung stellt. Damit ist es um Novak geschehen. Er verfällt der Opernwelt - und nicht etwa der Krankenschwester, wie ihm seine Frau Herta später unterstellen wird. Wieder zuhause hört er heimlich seine neu entdeckte Musik weiter und fällt schließlich aus seinem alten Leben. Seine Frau vermutet eine Affäre, doch Novak zieht sich ganz zurück, gegen seinen Willen frühpensioniert, empfindlich geworden gegenüber jeder Art von Geräusch (vom Rasenmäher bis zum Geplauder seiner Frau), verlässt Haus und Gattin und übersiedelt nach Wien in ein Zimmer in einer schäbigen Pension. Als Alltagsgeschichte beginnend, entwickelt sich der Roman immer schneller zu einem Krimidrama mit tödlichem Ende. Henisch zeigt, wie aus einer intakten - doch latent gefährdeten - Beziehung durch mangelnde Kommunikation und fehlendes Einfühlungsvermögen zwei Menschen unaufhaltsam auf eine Katastrophe zutreiben. So manche Leserin und mancher Leser mögen sich in den beiden Hauptfiguren wiederfinden, wenn auch nicht bis zur tödlichen Konsequenz. Zum ernsthaften Nachdenken anregende Unterhaltung! Allen Büchereien dringend empfohlen.

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Großes Finale für Novak

Großes Finale für Novak

Peter Henisch
Residenz-Verl. (2011)

295 S.
fest geb.

MedienNr.: 350289
ISBN 978-3-7017-1547-3
9783701715473
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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