Sommer in Ephesos
Die Architektin Ana erfährt vom Tod ihres Vaters, einem Archäologen, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegt. Der riss nach dem namengebenden Sommer in Ephesos ab, als der berufliche Bruch des Vaters mit einem seiner Schüler und potenziellem Nachfolger alles überlagerte. In weiten Teilen als innerer Monolog blendet die Protagonistin in ihre Kindheit und speziell die Grabungssaison zurück. Viele Jahre kam Hubert ins elterliche Haus, um mit dem Vater Fachgespräche zu führen. Das Mädchen Ana vergöttert den Studenten. Huberts Dissertation führt zum Bruch mit seinem Mentor. Trotzdem müssen die beiden in Ephesos am Tempel der Artemis zusammenarbeiten. Noch dazu macht Hubert einen sensationellen Fund. Ana muss sich zwischen den beiden Männern entscheiden und verliert beide. - Willkürlich wie sich Ana erinnert, so scheinbar unstrukturiert schreibt die Autorin. Diese Sprunghaftigkeit verlangt vom Leser einiges an Ausdauer und Konzentration. Aus den verwirrenden Strängen entwickelt sich das Bild einer jungen Frau, die weder dem Lebensentwurf des Vaters noch dem der Mutter, einer Tänzerin, folgen kann. Die fein gezeichnete Seelenlandschaft der Protagonistin ist eingebettet in das Erleben der mediterranen Landschaft und die Arbeit der Fachleute in der weltberühmten Ausgrabungsstätte. Nicht nur Liebhabern der Ägäis und Archäologiefans zu empfehlen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sommer in Ephesos
Elisabeth Schmidauer
Residenz-Verl. (2012)
293 S.
fest geb.