Wachtraum

Fritzi, als junge Frau lebenshungrig und temperamentvoll, überlebt die Schrecken der Judenverfolgung in Wien und flüchtet ins Exil nach England. Verheiratet mit Theo kehrt sie in ihre Heimat zurück und zieht ihre Tochter Lea auf. Unausgesprochen Wachtraum lastet das Trauma des Dritten Reichs auf der Familie. Mutter und Tochter meiden den Austausch, doch als syrische Flüchtlinge nach Österreich kommen und Lea sich als Helferin anbietet, bricht die Last, die gegenwärtig das Vergangene spiegelt, über die Familie herein. Die Geschichte kann nicht bewältigt werden, solange der Mensch sich nicht läutert. So suchen Fritzi und Lea Wege, das Leben, das so viele Wunden reißt, anzunehmen und die geraden Wege erweisen sich als Betäubung, aus der es zu entrinnen gilt. - "Wachtraum" zeigt schon im Titel, dass die Bewältigung der eigenen Biographie eine Gratwanderung zwischen Flucht vor der Realität und der Forderung nach Hinsehen ist. Sensibel, doch mit einer großen Klarheit erzählt Susanne Scholl die Geschichte zweier starker Frauen, die sich dem Leben schließlich stellen. Sprachlich eindrucksvoll lässt die Autorin Geschichte in ihren Roman fließen und wird einem Thema gerecht, in dem es um mehr geht als um Grenzen, Zahlen und Ursachen. Beeindruckend, aktuell und sehr empfehlenswert.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wachtraum

Wachtraum

Susanne Scholl
Residenz-Verl. (2017)

218 S.
fest geb.

MedienNr.: 863371
ISBN 978-3-7017-1681-4
9783701716814
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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