Zebra im Krieg

Erschreckend aktuell erzählt Vladimir Vertlib vom Sog der Sozialen Medien und vom Wahnsinn und Irrsinn jedes Kriegs. Paul Sarianidis ist unbescholtener Bürger, fürsorglicher Vater einer zwölfjährigen Tochter und liebevoller Ehemann. Doch während Zebra im Krieg des Bürgerkriegs in seinem (nicht näher bezeichneten) osteuropäischen Heimatland wird er zum Opfer seiner eigenen Meinungsäußerungen. Er ist regierungstreu, hat in den sozialen Netzwerken jedoch immer impulsiver gegen die Aufständischen gehetzt und sich zunehmend in abstruse Diskussionen verwickeln lassen. Nach der plötzlichen Machtergreifung durch die Rebellen werden seine Posts gegen ihn verwendet. Der Rebellenführer Boris Lupowitsch lässt Paul gefangen nehmen und rechnet vor laufender Kamera auf demütigende Weise mit ihm ab. Das Video geht viral und Paul kann sein Haus nicht mehr unerkannt verlassen. Er wird auf offener Straße beschimpft, angegriffen und kleingemacht. Je länger der Krieg dauert, umso mehr erkämpft sich Paul seine Würde zurück. Wäre die Welt nicht korrupt und der Mensch nicht opportunistisch, könnte Pauls Geschichte gut ausgehen. Doch er wird erneut zum Opfer. - Vladimir Vertlib gelingt es, mit Humor und Ironie eine Geschichte über den Krieg und die Abgründe des Menschen zu erzählen und gleichzeitig der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht zu werden. Dabei wirft er einen Blick auf das, was ist und was noch werden könnte. Gesellschaftskritik auf hohem Niveau mit intelligent überzeichneten Charakteren und auffallend vielen starken Frauenfiguren!

Elisabeth Brendel

Elisabeth Brendel

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Zebra im Krieg

Zebra im Krieg

Vladimir Vertlib
Residenz Verlag (2022)

286 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750137
ISBN 978-3-7017-1752-1
9783701717521
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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