Sebastian Kurz
Dieses Buch über Sebastian Kurz - so die Verfasserinnen in ihrem Prolog - "ist weder eine Jubelbiografie noch eine Abrechnung, sondern eine gründliche Rekonstruktion seiner bisherigen Laufbahn sowie ein politisches Porträt." Trotz ihrer kritischen Haltung gegenüber Kurz bemühen sich Nina Horaczek und Barbara Tóth, politische Journalistinnen bei der linksliberalen Wiener Wochenzeitung "Falter", um eine distanzierte und differenzierte Annäherung an das Phänomen Sebastian Kurz. Mit Hilfe von Informationen aus Zeitungsartikeln, aus Gesprächen mit Mitarbeitern und Wegbegleitern, TV-Sendungen und Berichterstattungen versuchen sie Charakter, Denkweise und Verhalten aufzuschlüsseln, aber auch aufzuzeigen, mit welchen Methoden und aufgrund welcher Voraussetzungen sein Siegeszug durch die Partei und staatlichen Institutionen gelang. Als auskunftsfreudig und aufschlussreich gelten für die Autorinnen sechs Bereiche - Macht, Familie, Freiheit, Leistung, Sicherheit, Veränderung -, durch die der Leser zwar Teil-Einblicke in den persönlichen wie politisch-öffentlichen Werdegang erhält, die aber die entscheidende Frage, wer dieser Sebastian Kurz wirklich ist, nicht beantworten. Sind seine Prinzipien zum einen die stetige Kontrolle über sich selbst und andere oder zum anderen die ständige Wandlungsfähigkeit, die auch Unberechenbarkeit einschließt? Mit 24 Jahren Staatssekretär für Integration und vehementer Befürworter einer offenen Willkommenskultur, als 27-jähriger Außenminister überzeugter Kämpfer gegen illegale Migration, im Wahlkampf 2017 Vertreter der "Ausländer-Sündenbock-Strategie"! Sein Credo: Politik muss sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung ausrichten! - Sicher keine rein sachlich orientierte politische Biografie, für kritische Leser dennoch interessant!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sebastian Kurz
Nina Horaczek ; Barbara Tóth
Residenz-Verl. (2017)
127 S.
fest geb.