Den Eros entgiften
Kirchliche Sexualethik als Lebenshilfe - diese Verbindung führt bei vielen Menschen sicherlich spontan zu Kopfschütteln und Ablehnung, da die Sexualmoral der Kirche meist als altmodisch und leibfeindlich angesehen wird. Der Autor geht diesen Vorurteilen auf den Grund. Er leitet die Einstellung der Kirche zur Sexualität zunächst von den Grundlagen der Bibel und der Kirchengeschichte her ab, wodurch schon die verschiedenen Strömungen und teilweise widerstreitende Einstellungen sichtbar werden. In der aktuellen Diskussion um die Verlautbarungen ab dem II. Vatikanum und die daraus folgende theologische Auseinandersetzung bis zur Enzyklika "Deus caritas est" wird deutlich, inwieweit um die rechte Einschätzung von Sexualität gerungen wird. Ein großer Verdienst des ausgezeichnet lesbaren und verständlichen Buches ist es, in seinen letzten Kapiteln auch die heißen Eisen anzufassen und differenzierend zu betrachten. Dabei bleibt es stets auf dem Boden des Lehramtes - allerdings durchaus mit kritischen Anmerkungen - und zeigt damit für jedermann einleuchtende Perspektiven auf, wie die kirchliche Sexualmoral auch heute noch Orientierung bieten kann. Unbedingt zu empfehlen!
Susanne Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Den Eros entgiften
Martin M. Lintner
Tyrolia-Verl. (2011)
182 S.
kt.