Kaum zu glauben
Wenn schon an allen möglichen Stellen einer Publikation mitgeteilt wird, was "das Buch möchte", nämlich hilfreich sein, wie ein Kuraufenthalt wirken, Erfahrungen darlegen, keine billigen Antworten bieten oder zur Wachsamkeit einladen, wird man kritischer hinschauen, was es wirklich bieten kann. Schon die Titelstichworte der Kapitel zeigen, dass die Themen eher der Neigung der Autoren als einem logischen Ordnungsprinzip entspringen. Da steht die "Auferstehung" neben dem "Fürchten" und das "Priester sein" neben dem "Zufall". Man könnte das Buch sicher als Lesebuch zur Hand nehmen, wenn man einmal die entsprechende Muße hat, sollte aber keine umfassend informierenden Abhandlungen erwarten. Die beiden befreundeten Autoren, der Erzbischof von Salzburg mit einer interessanten Vita und der Sozialwissenschaftler und Philosoph (kursiv gesetzte Passagen) schreiben die Kapitel gemeinsam. Die inhaltlichen Kompositionen der einzelnen Artikel wirken dabei gelegentlich konstruiert. Die Co-Autoren unterscheiden sich weniger in den Inhalten als mehr in der Perspektive und im Stil voneinander. Erzbischof Lackner bevorzugt einen pastoralen und biographisch geprägten Ansatz, der Wissenschaftler bleibt im Stil eher beschreibend und distanziert. Wer "Betrachtungen" zu Glaubens- und Lebensfragen sucht, findet in diesem Buch sicher den ein oder anderen interessanten Gedanken. Wegen der genannten Besonderheiten in Form und Inhalt aber eher nicht breit zu empfehlen.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Kaum zu glauben
Franz Lackner / Clemens Sedmak
Tyrolia-Verl. (2018)
172 S.
fest geb.