Tagebuch einer Invasion

Andrej Kurkows Tagebuch schildert nicht das Kampfgeschehen, sondern den Schmerz, die Gefühle und die Hilfsbereitschaft der Menschen im Kriegsalltag des Jahres 2022. Im russischen Sankt Petersburg geboren, wuchs er in der Ukraine auf, zählt heute Tagebuch einer Invasion zu den bedeutendsten ukrainischen Schriftstellern und ist derzeit Präsident des PEN. Ihn beschäftigen Einzelschicksale, wie Menschen erschossen werden oder einfach „verschwinden“. Seine Erlebnisse bindet er in historische Zusammenhänge ein und verdeutlicht, wie Russland schon mehrmals versuchte, die ukrainische Kultur, Identität und Mentalität zu bedrohen. Interessant sind die religiösen Unterschiede. Priester des Moskauer Patriarchats segnen in jedem Gottesdienst Kyrill I., einen engen Vertrauten Putins. Sie weigern sich sogar, ukrainische Soldaten zu beerdigen. Viele Rekruten kehren als Gläubige aus dem Krieg zurück oder treten demonstrativ der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche bei. Kurkow findet seine persönlichen Geschichten von Cafés, Bibliotheken oder U-Bahn-Schächten wichtiger als Geschichtsbücher. – Breit empfohlen!

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Tagebuch einer Invasion

Tagebuch einer Invasion

Andrej Kurkow ; aus dem Englischen von Rebecca DeWald
Haymonverlag (2022)

345 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 611010
ISBN 978-3-7099-8179-5
9783709981795
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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