Ich muss raus
1988 bekannt geworden als die Ludwigshafener Tatort-Kommissarin Lena Odenthal, erzählt die 1961 in Kassel geborene Ulrike Folkerts über ihr Leben. Schon als Jugendliche begehrt sie gegen die auch in ihrer Familie gepflegten Rollenklischees auf, da Jungen mehr Freiheiten genossen als Mädchen. Offen und ehrlich bekennt Folkerts, dass sie einst abgetrieben hat, um der althergebrachten Rolle der Hausfrau und Mutter zu entkommen. Nicht einmal als bekennende Lesbe ist sie vor sexuellen Anzüglichkeiten der Männer am Set gefeit, die viele ihrer Kolleginnen ertragen müssen. Erst die „#Me-too“-Bewegung hat ein Bewusstsein für dieses Problem geweckt. Auch prangert Folkerts die geringere Bezahlung von Schauspielerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen an. Einerseits berichtet sie, dass sie oft so tough handelt wie die Lena Odenthal, andererseits wird sie häufig mit dem Namen der Kommissarin angesprochen und für deren Handeln gerügt oder gelobt. Fotos aus ihrem privaten und beruflichen Leben runden das Bild einer Frau ab, die sich nicht scheut, sich durch ihre kritischen Äußerungen angreifbar zu machen und die sich in diesem lesenswerten Buch authentisch darstellt.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Ich muss raus
Ulrike Folkerts ; in Zusammenarbeit mit Heike Vowinkel
Brandstätter (2021)
207 Seiten : Illustrationen (überwiegend farbig)
fest geb.