Wende

Als im Zuge der Energiewende die Rechtsabteilung eines AKW-Betreibers abgewickelt wird, verliert auch Martin Jäger seinen Job und wird am nächsten Tag erhängt auf seinem Dachboden aufgefunden. Sein ebenfalls entlassener Kollege René stößt in Wende Jägers Unterlagen auf den Kontakt zu einem erfolgreichen Energie-Investmentfonds in London, dessen Vorsitzende Anna Smoktun ihm umgehend eine attraktive neue Stelle anbietet. Da diese aus einem Nachbardorf von Renés Heimatstadt in Thüringen stammt und ihr Name durch zweifelhafte Geschäfte während der Wende bekannt wurde, entschließt er sich, zunächst einige Nachforschungen anzustellen. Dabei stößt er nicht nur auf ein außergewöhnliches menschliches Schicksal zur Zeit der DDR und der Sowjetunion, sondern entdeckt auch eine Verbindung zwischen der Stasi, dem KGB und der deutschen Anti-Atomkraft-Bewegung, in deren Licht Jägers Tod zunehmend weniger wie ein Selbstmord erscheint. - Mit der Fokussierung auf die Vergangenheit der weiblichen Protagonistin im Hauptteil des Romans werden die Erwartungen des Lesers durchkreuzt, zeichnet sich doch zu Beginn eine aktuelle Handlung im gegenwärtigen Energiesektor ab, auf die erst im Schluss wieder zurückgeführt wird. Erzählerisch jedoch überzeugt der Roman in jeder Hinsicht, insbesondere die Beschreibungen der Milieus, in denen René sich bewegt - die wohlhabenden Kreise in Frankfurt und London im Kontrast zur elterlichen Sozialwohnung im ländlichen Thüringen - sind sehr gelungen. Zu empfehlen.

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wende

Wende

Eva Ladipo
Picus-Verl. (2015)

327 S.
fest geb.

MedienNr.: 798085
ISBN 978-3-7117-2028-3
9783711720283
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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