Sommerverschwendung

Namenlos nimmt uns das Mädchen, Jüngste einer siebenköpfigen Familie, mit durch ihre fünf ersten, langen Sommerferienwochen, in denen es nichts dringlicher ersehnt als die Abfahrt in den Urlaub, nach Ungarn, der Heimat des Vaters. Zwei große Schwestern Sommerverschwendung und zwei große Brüder sind mit anderem beschäftigt und belächeln die Kleine, der oft einfach die Worte fehlen für ihre Wahrnehmung, ihre Gefühle und ihre Weltsicht. Diesen Wortschatz hebt aber die Du-Erzählerin, die als erwachsenes Alter Ego der Siebenjährigen fungiert. Es sind die sprachlichen Ungewissheiten des Kindes einer Mutter aus Siebenbürgen, des ungarischen Vaters und der Linzer Heimat, die eine Behausung in Sprache schwierig, aber damit bewusster und interessanter machen. Zeit für Gedankenspiele dieser Art bieten die endlosen Tage, bei denen spannende Ereignisse eben Minuten bleiben und nicht wie in den geliebten Büchern Tage und Nächte füllen. Es sind die Bullerbü-Bücher, die die kleine Schwester wegträumen lassen, ihre Liebe zu Wörtern, Sprache und Phantasie nähren. Dazwischen streunt sie durch Haus, Hof und durch die von den Nachbarskindern verlassene Umgebung und bedauert, dass schon alle in die Ferien aufgebrochen sind. Letztlich ist es die Langeweile, die sie erkennen lässt, wer sie ist, was sie will, wo ihre Leidenschaft liegt. Mit unverbrauchten Bildern, einer spürbaren Liebe für Sprache und den Blick für das Gewöhnliche, das, benannt, zum Profilierenden wird, verfasste Barbara Schwarcz einen Roman, der liebenswert und konzeptionell unaufdringlich beeindruckend ist. Wunderbar!

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Sommerverschwendung

Sommerverschwendung

Barbara Schwarcz
Picus-Verl. (2019)

214 S.
fest geb.

MedienNr.: 928783
ISBN 978-3-7117-2083-2
9783711720832
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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