Henriette lächelt
Mit knapp 200 Kilogramm Körpergewicht ist jeder alltägliche Handgriff im Haushalt eine Herausforderung für die alleinlebende Henriette. Seit der Pandemie verlässt sie ihre Wohnung in Wien kaum noch, arbeitet ausschließlich im Home-Office und bestellt Lebensmittel per Lieferdienst. Zwischenmenschliche Kontakte pflegt sie keine mehr, sondern hat nur die Stimme ihrer Mutter als Gesellschaft, die ihre Enttäuschung über Henriettes Körpergewicht und ihre Unfähigkeit, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, beständig zum Ausdruck bringt. Dann jedoch setzt ihr Arbeitgeber regelmäßige Videokonferenzen mit ihrem Kollegen Martin an, Henriettes heimlichem Schwarm. Außerdem fasst sich Henriette ein Herz und bietet ihrer Nachbarin einen Nebenjob als Haushaltshilfe an. - Ein beeindruckendes Buch, das tief in Henriettes Welt einlädt und sowohl die physischen Herausforderungen eines gewissen Körpergewichts als auch allzu verbreitete Gefühle wie Scham und Selbsthass schonungslos darlegt. Mit Henriettes zögerlichem, schrittweisen Weg aus der Selbstisolation offenbaren sich auch der Leserschaft immer weitere Einblicke in ihre Geschichte. Ein wichtiges Thema, sehr zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Henriette lächelt
Andrea Heinisch
Picus Verlag (2023)
206 Seiten : Illustration
fest geb.