Hinters Licht
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg stellt der charismatische US-amerikanische Professor Thomas Bradford die verwitwete Mutter Ruth Doran als seine Assistentin ein. Er möchte durch Experimente an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Spiritismus
die Existenz des Übernatürlichen beweisen und Kontakt zwischen Lebenden und Toten herstellen. Es ist eine Zeit großer wissenschaftlicher Durchbrüche, aber auch Séancen liegen im Trend. Ruth, die vor ihrer Vernunftehe als eine von wenigen Frauen ihrer Zeit Mathematik studiert hat, fühlt sich in Bradfords Labor endlich geistig gefordert und ernst genommen. Die beiden führen immer ausgefallenere Experimente durch. Aus ihrer gemeinsamen wissenschaftlichen Passion entwächst auch eine erotische. Der Tod von Bradfords kleiner Tochter wirft ihn völlig aus der Bahn und das Unheil nimmt seinen Lauf. – Die schwedische Fernsehmoderatorin Avdic knüpft lose an die wahre, tragische Geschichte von Thomas Bradford und Ruth Doran an, die seinerzeit durch die Presse ging. Die Autorin nimmt sich mit dem Stoff große Freiheiten. Erzähltechnisch springt der Roman zwischen Ruths fiktiven Tagebucheinträgen, Schilderungen aus dem Labor und Rückblicke auf Ruths früheres Leben. Nach populären Wissenschaftsromanen wie „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann und zuletzt „Das Wesen des Lebens“ von Iida Turpeinen (BP/mp 24/1025) könnte auch dieses charmante Buch viele Leser:innen ansprechen, zumal es auch die Ausgrenzung intellektueller Frauen aus dem öffentlichen Leben Anfang des letzten Jahrhunderts auf engagierte Weise darstellt. Gerne empfohlen.
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Hinters Licht
Åsa Avdic ; aus dem Schwedischen von Stefanie Werner
Arche (2025)
299 Seiten
fest geb.