Machloikes

Irgendwie sind sie dann doch hängen geblieben, die Teilacher, jüdische Handelsvertreter, in Frankfurt, acht Jahre nach Kriegsende. Obwohl nur als Zwischenstopp auf dem Weg in eine Zukunft fern von Deutschland gedacht, sind einige der Überlebenden Machloikes hier sogar sesshaft geworden und arrangieren sich mit ausreichend Chuzpe und dem typisch jüdischen Humor, der einen gleichzeitig lachen und weinen lässt, im Bahnhofsviertel zwischen Trümmergrundstücken, Trödlern, Kneipen, Handwerkern und Huren. Wie Robert Fränkel, Händler zweitklassiger Teppiche, einstmals zweitklassiger Conférencier aus Berlin, der während der Nazi-Zeit eine geradezu aberwitzige Karriere vom KZ-Häftling zum Witze-Erzähler für den Führer gemacht hätte, die wer weiß wie geendet hätte, wenn nicht ... Aber das soll hier nicht verraten werden, es lohnt sich, das selbst zu lesen! Und der junge Alfred, der zwischen der Liebe zu seinem, im Fränkelschen Teppichparadies schwer verdienten neuen blauen Rennrad und zu der wunderbaren Juliette, Tochter eines angesehen jüdischen Rechtsanwalts und vehementen Streiters für sogenannte "Wiedergutmachungen" hin- und hergerissen, erwachsen wird. - "Soll man heulen vor Wut, dass solche Menschengeschichten in Deutschland traditionell so schmerzhaft fehlen, oder vor Freude, dass sie endlich erzählt werden?" Diesem Zitat aus dem Deutschlandradio ist nichts hinzuzufügen, deshalb: Lesen! Begeistert für alle Bestände empfohlen.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Machloikes

Machloikes

Michel Bergmann
Arche (2011)

325 S.
fest geb.

MedienNr.: 350624
ISBN 978-3-7160-2666-3
9783716026663
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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