Im Land der weißen Schokolade

Martins Eltern haben in den 80er Jahren nur ein Ziel: Sie wollen dem erdrückenden Alltag in der Tschechoslowakei entkommen und im Westen ein neues freies Leben beginnen. Der Elfjährige ist zunächst hin- und hergerissen zwischen seiner Vorfreude Im Land der weißen Schokolade auf ein Leben im "goldenen Westen", den er sich als Schlaraffenland erträumt, und seiner Zuneigung zur regimetreuen Pionierleiterin Ivanka, wegen der er gegen alle Überzeugung regelmäßig an den Treffen der Jugendorganisation der kommunistischen Partei teilnimmt. Doch weil seine Schwärmerei unerwidert bleibt und Ivanka auch vor Denunziation nicht zurückscheut, kann sich der Junge schließlich voller Hoffnung auf die abenteuerliche und von den Eltern akribisch vorbereitete Flucht einlassen, die längst nicht so glatt läuft wie geplant. - Dem Autor, der 1980 mit seinen Eltern aus der Tschechoslowakei nach Westdeutschland flüchtete und der in seinem ersten Jugendroman ganz offensichtlich auf eigenes Erleben zurückgreift, gelingt ein facettenreicher Blick auf das heutigen jungen Lesern völlig fremde Alltagsleben in einem sozialistischen Staat. Ganz aus kindlicher Perspektive erzählt er lebendig und mit viel Sinn für Situationskomik von Aufbruch und Heimatverlust, vom Abenteuer der Flucht und von der Angst, im letzten Moment zu scheitern. Eine intensive und erkenntnisreiche Lektüre für junge Leserinnen und Leser, die im angehängten Glossar zwar unbekannte Begriffe nachschlagen können, zum besseren Verständnis aber zumindest grundlegende Kenntnisse der politischen Verhältnisse der damaligen Zeit haben sollten.

Angelika Rockenbach

Angelika Rockenbach

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Im Land der weißen Schokolade

Im Land der weißen Schokolade

Martin Dolejs
magellan (2021)

253 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 603689
ISBN 978-3-7348-5054-7
9783734850547
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 11
Systematik: K
Diesen Titel bei der ekz kaufen.