Ein anderes Leben
Die Protagonistin beginnt auf der Beerdigung ihres Vaters eine Rückschau auf das Leben ihrer Mutter Hanna. Hanna, die ihre drei besten Freunde nacheinander geheiratet hat und mit jedem eine Tochter hatte; Hanna, die so gern ein Leben in der Boheme
gelebt hätte und doch in der Bürgerlichkeit gelandet ist; Hanna, die am Ende des Krieges als Flüchtlingskind mit der Mutter und den Geschwistern in den Westen kam und hier zunächst eine Außenseiterin war; Hanna, die immer wieder unter schweren Depressionen litt. Die vielen Facetten der Mutter haben Auswirkungen auf die Töchter und das ganze bunte Familiengefüge. So kristallisiert sich das Bild einer intelligenten, feinsinnigen Frau heraus, die zeitlebens auf ihre Art rebelliert und es doch nicht schafft, die ihr zugedachte Geschlechterrolle aufzubrechen und ihren eigenen Weg ganz zu gehen. Und mit dieser klärenden Rückschau gelingt es der Tochter, sich aus dem Schatten der Mutter heraus zu bewegen. – Tiefsinniger Roman der bekannten Schauspielerin Carolin Peters, der tief in den Zeitgeist der 60er- bis 80er-Jahre blicken lässt, sich sehr gut lesen lässt und zum Nachdenken anregt.
Dorothee Rensen
rezensiert für den Borromäusverein.

Ein anderes Leben
Caroline Peters
Rowohlt Berlin (2024)
238 Seiten
fest geb.