Fünf Leben

Ein altes Schild in Pierce im US-Staat Idaho mit der Aufschrift „Chinese Hanging“ ist für Jenny Tinghui Zhang der Auslöser für diesen Roman, bei dem am Ende fünf Chinesen wegen eines angeblichen Mordes an einem weißen Ladenbesitzer gehängt Fünf Leben werden sollen. Der Fall ereignet sich 1885 in einer Zeit, als es überall in den USA antichinesische Übergriffe und Massaker gegeben hat. Ausgehend von einer wohlbehüteten Kindheit und der Freude auf dem Land, verläuft das Leben der 13-jährigen Lin Daiyu nach einer Entführung von China in die USA, nunmehr elternlos, geplagt von Heimweh, schicksalhaft bis zur Zwangsarbeit in einem Bordell. Nach gelungener Flucht versteckt sie sich in den Bergen Idahos. Spannend und mitfühlend, zum Teil mit Beschreibungen schlimmer Foltermethoden, lässt die Autorin Jenny Tinghui Zhang in ihrem Erstlingsroman ein Bild antichinesischer Gewalt in den USA im vorletzten Jahrhundert entstehen. Als sich 2020 COVID-19 ausbreitete, konnte man immer noch rassistische Begriffe wie „Kung Flu“ oder „chinesisches Virus“ hören, was zur Folge hatte, dass ältere Chinesen sogar bespuckt, angegriffen und erniedrigt wurden.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Fünf Leben

Fünf Leben

Jenny Tinghui Zhang ; aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
Ecco (2022)

447 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 610699
ISBN 978-3-7530-0057-2
9783753000572
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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