Schura
Als Kind war es für Schura selbstverständlich, Zuwendung und Schutz von ihren vier älteren Brüdern zu erhalten - die Eltern erscheinen nur wie Statisten in ihrem Leben. Wichtig sind auch die Großeltern und der sommerliche Aufenthalt in deren Datscha. Ein elementarer Bestandteil ihres Familiengefüges ist ihr ältester Bruder Kostja, der auch die Rollen von Vater und Mutter zu übernehmen scheint - und eines Tages verschwindet. Die Lücke im Gefüge der Familie ist vor allem für Schura kaum zu schließen - bis er nur für sie sichtbar eines Tages auftaucht und ihr dabei hilft, den Tod, seinen Tod, zu verstehen und zu akzeptieren. Viel lernt der Leser dabei über russisches Leben, Denken und die besondere Rolle familiärer Sozialisation. Es ist keine leichte Lektüre, deren Gedanken zu Leben und Tod zunächst fremd erscheinen, dann aber die universelle Wahrheit dazu vermitteln. Nur nach dem Verarbeiten eines Verlustes kann das Leben weitergehen. Anspruchsvolle Lektüre zum Thema Tod und Leben aus russischer Sicht.
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schura
Maria Jansen
Ecco (2023)
350 Seiten
fest geb.