Egon Schiele

Die durchgehend deutsch-englisch gehaltene Publikation entstand für eine Ausstellung im Tullner Schiele-Museum. Nicole Fritz untersucht die Kinderbildnisse im Frühwerk Schieles und zeigt in ihnen die Spiegelung der persönlichen Entwicklung des Künstlers Egon Schiele vom kindlichen Talent zum selbstbewussten Künstler. Bauer konzentriert sich in seinen Beiträgen auf den Entwicklungsgang von Elternhaus an die Akademie. Der Berichtsraum endet mit Schieles Weggang von der Akademie und dem engeren Kontakt zu Gustav Klimt 1908. Nun wäre über die Jünglingsjahre eines Künstlers, dessen Werke rasch in die skandalumwitterte Sphäre von Pornografie und Pädophilie rückten, viel Psychologisches zu sagen. Die streng kunsthistorisch orientierte Darstellung des Katalogs versagt sich dem. Wohl rückt Frau Fritz Schiele vom Pornografievorwurf ab und verweist auf die heute stärker entwickelte Opfersensibilität, in der die Malerheroen zunehmend auch als pädophile Täter wahrgenommen werden, bleibt aber den Zusammenhang von Maler-Eros, Maler-Opfer und dem "Markentalent", das dem jungen Schiele attestiert wird, schuldig. Dem mit interessantem Bildmaterial (etwa das Skizzenbuch des Schülers) aufwartenden Werk ist leider kein Personenverzeichnis oder eine Überblick-Zeittafel beigegeben. - In dieser neuen, die Eindeutigkeit von Wahrnehmung so prinzipiell infrage stellenden Welt der Jahrhundertwende schlummert, das zeigen die abgedruckten Kindheits- und Jugendarbeiten Schieles, für die Kunstgeschichte noch zu entbergendes, wenn sie den Kopf höbe heraus aus der werk- und lebensimmanenten Betrachtung. Nur für Spezialbestände zur Kunst der vorletzten Jahrhundertwende geeignet.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Egon Schiele

Egon Schiele

Egon Schiele
Hirmer (2013)

220 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 574955
ISBN 978-3-7774-2023-3
9783777420233
ca. 14,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ku
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