Schieflage

Vier amerikanische Highschool-Kids kommen in große Schwierigkeiten, als einer von ihnen nach einer Disziplinarmaßnahme plötzlich spurlos verschwindet und tagelang nicht mehr auftaucht. Einer der Lehrer scheint mit dem Verschwinden ihres Freundes Schieflage zu tun zu haben, weiß er doch bei der Besprechung von Dostojewskis "Verbrechen und Strafe" so authentisch über den Mord Raskolnikows, seine Gewissensbisse und Vertuschungsversuche zu erzählen. Die von der mitreißenden Interpretationskunst des Lehrers derart befeuerte Phantasie der Jungen vermischt nach und nach die imaginierte Welt des Romans mit ihrer eigenen Realität. Man beschließt, den Schuldigen zu "verhören" und ein Geständnis aus ihm herauszupressen. Die Sache läuft aus dem Ruder und der Lehrer wird beinahe totgeprügelt, obwohl er, wie der Leser längst ahnt, natürlich völlig unschuldig ist. Besonderen Wert legt der Autor auf die Darstellung des gruppendynamischen Prozesses. Nur ein Jugendlicher begeht die Tat, die beiden anderen bleiben innerlich wie gelähmt und schreiten aus falsch verstandener Freundschaft nicht ein. Die brutale Tat wird dennoch das Leben aller verändern. - Northrops Jugendroman dürfte bei Jugendlichen gut ankommen, überzeugt er doch durch einen recht einfachen, aber psychologisch stimmigen Plot, durch seine zupackende, die Spannung raffiniert steigernde Darstellung und durch eine sehr realistische Milieu- und Charakterzeichnung. Auch ist der Autor (bzw. der Übersetzer Ulrich Thiele?) noch jung genug, um sich ganz selbstverständlich eines coolen jugendsprachlichen Jargons bedienen zu können. Sehr zu empfehlen.

Helmer Passon

Helmer Passon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Schieflage

Schieflage

Michael Northrop
Loewe (2013)

Loewe ; 7449
237 S. : Ill.
kt.

MedienNr.: 390776
ISBN 978-3-7855-7449-2
9783785574492
ca. 6,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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